Freie Wähler beklagen Ausverkauf

Klage: Oberzentrum gerät ins Hintertreffen. Bürgermeister und Verwaltung in der Kritik. Kreischefin wirbt um Verständnis für Flüchtlinge.

Die neu gewählte Spitze der Freien Wähler Villingen-Schwenningen: Kassierer Bernd Hafner (von links), Vorsitzende Dagmar Heinrici, Stellvertreter Bernd Lösselt, Schriftführer Fatih Tekerek und die Kreisvorsitzende Amapola Schneider.

Der Ausverkauf des Oberzentrums nach Tuttlingen wurde auf der Hauptversammlung der Freien Wähler Villingen-Schwenningens beklagt. Gregor Braun sprach von einer „Ungeheuerlichkeit“, die sich ereigne. Andere Sprecher wiesen auf die besseren politischen Drähte von Tuttlingen hin.

Der Abzug des Polizeipräsidiums und von „Teilen der Fachhochschule“ kritisierte Braun. Alles, was der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel für die Stadt geleistet habe, werde nun verspielt. Es fehle offensichtlich der politische Draht nach Stuttgart. Die Entscheidungen würden „teilnahmslos akzeptiert“, klagte Braun weiter. Er verwies darauf, dass beim Zusammenschluss von Villingen-Schwenningen und der Ernennung zum Oberzentrum der Stadt versprochen worden sei, alle wichtigen Einrichtungen dort zu zentralisieren. Nun sehe es so aus, als ob Tuttlingen zum Oberzentrum würde.

Die politischen Kontakte von CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf und Volker Kauder, Vorsitzender der CDU-Bundestagsfraktion, spielten wohl eine Rolle, war zu hören.

Dass Oberbürgermeister Rupert Kubon in Stuttgart trotz seiner Parteizugehörigkeit „schlechte Karten“ habe, stellte Gemeinderat Ernst Reiser fest. Dies sei auch beim Gefängnis deutlich geworden, wo man Kubon „am Seil heruntergelassen habe“. Kreisvorsitzende Amapola Schneider rief abschließend dazu auf, die Kräfte für VS zu bündeln. Ulrike Hegen beklagte, die Stadtverwaltung kümmere sich zu wenig um die Hochschule. Zwar sei jetzt eine Stabstelle eingerichtet worden, „das Kind aber schon in den Brunnen gefallen“.

Im Rückblick von Fraktionssprecher Erich Bißwurm feierten die Freien Wähler ihre Erfolge. So habe sich die Fraktion für den Kunstrasenplatz für Hockeyclub und VfB eingesetzt, für den nun eine Rate im Etat 2016 eingesetzt ist. Bertold Ummenhofer habe mit seinem Antrag für die Feuerwehr-Unterstützung zumindest ein Teilziel erreicht. Gemeinsam mit der CDU habe man als „bürgerliche Mehrheit“ im Gemeinderat außerdem die Wahl des Baubürgermeisters durchgesetzt. Die Taubenplage auf dem Münsterplatz werde aufgrund eines Antrags der Freien Wähler angegangen und auch das Jugendkulturzentrum auf dem Familienparkgelände sei gegen den Widerstand von Kubon auf den Weg gebracht. Die angestrebte Sanierung der Rietstraße werde allerdings erst 2018 nach dem Stadtjubiläum 2017 angegangen.

Als Erfolg wertete Ernst Reiser außerdem, dass aufgrund der Initiative der Freien Wählern jährlich rund 50 000 Euro für die Sanierung der Stadtmauern zur Verfügung stehen. Wichtig sei bei diesem „höchsten Kleinod der Stadt“, das Dach dicht zu machen.

In einem Vortrag warb Kreisvorsitzende Amapola Schneider um Verständnis für die Flüchtlinge. Es sei wichtig, sie schnell zu integrieren. Dazu sollten ihnen auch Leitbilder vorgegeben werden. In der folgenden Diskussion wurden Befürchtungen vor einer Überforderung Deutschlands angesichts des Massenandrangs geäußert. Bertold Ummenhofer beklagte, dass Stadt und Kreis und nicht der Bund die Kosten für die Flüchtlinge tragen müssten.

Die Wahlen

Problemlos gingen trotz einiger Neubesetzungen die gut vorbereiteten Wahlen bei den Freien Wählern über die Bühne. Im Amt bestätigt wurde die Vorsitzende Dagmar Heinrici. Bernd Lösselt löst Christian Reith als stellvertretenden Vorsitzenden ab, Bernd Hafner als Kassier Christian Zschocke und Fatih Tekerek die Schriftführerin Gabriele Warnke-Gauger. Vorsitzende Heinrici dankte mit Geschenken den bisherigen Amtsinhabern für die geleistete Arbeit. Dem zehnköpfigen Beirat gehören an Ulrike Hegen, Amapola Schneider, Sybille Seemann, Gabriele Warnke-Gauger, Kerstin Jenneßen, Norbert Peter, Ernst Matthes, Christian Reith, Berthold Hespeler und Michael Reichenberger. (fue)

Bericht und Bild: Südkurier